Mikrowälder: Kleiner Wald mit großer Wirkung

Ein 100 jähriger Wald in 10 Jahren? Was für uns vielleicht nicht sonderlich erstrebenswert klingt, ist es für die sogenannten Mikrowälder sehr wohl: schnelles Altern in kürzester Zeit. Diese von Menschenhand angelegten Wälder, welche auch unter anderem als Tiny Forests oder Miywaki Forests bezeichnet werden, befinden sich auf kleinsten Raum, sind sehr dicht gepflanzt und weisen eine große Biodiversität auf.

Was steckt hinter dem Mikrowald?

Entwickelt wurde diese Methode zur Waldpflanzung ursprünglich von dem japanischen Botaniker und Pflanzenexperte namens Dr. Akira Miyawaki. Er stellte fest, dass man durch bestimmte Bedingungen innerhalb von 10 Jahren einen Wald erhalten kann, der die Gegebenheiten eines 100 jährigen Walds aufweist. Das klingt nicht nur beeindruckend, sondern ist es auch! Vor allem wenn man all die Vorteile sieht, die diese kleinen Wälder mit sich bringen. Mikrowälder nach der Miyawaki Methode sind 30 mal dichter, 100 mal reicher an Biodervistät, reduzieren 30 mal mehr Geräusche und Luftverschmutzungen und haben eine bis zu 30 mal bessere CO2 Aufnahme im Vergleich zu traditionellen Baumpflanzungen. Zusätzlich sorgen Sie für ein deutlich besseres Mikroklima vor Ort und bieten einen Wohnraum für Insekten, Säugetiere und Singvögel.

Ein echter Game-Changer für Städte

Gerade in Hinsicht auf den Klimawandel und den damit einhergehenden steigenden Temperaturen sind Mikrowälder allen voran für Städte ein tolles und sinnvolles Konzept. Zum einen benötigen Mikrowälder nur sehr wenig Fläche. Zum anderen wird durch die Kühlung des Klimas, der Verbesserung der Luftqualität und den positiven Einfluss von Wäldern auf die mentale Gesundheit die Lebensqualität der Anwohner*innen deutlich verbessert. Aktuell werden in den Städten vorwiegend Solitärbäume gepflanzt, die zwar eine Verschattung erzeugen, sonst aber bei weitem nicht mit einem Mikrowald mithalten können (obwohl beide eine ähnlich große Fläche benötigen).

Da war es klar für uns, dass auch wir als Klimahotel und grüne Oase mitten in Erlangen, einen Mikrowald pflanzen möchten. Und so kam es, dass ein Teil des Hotelgartens dazu auserkoren wurde, das Zuhause für einen Mikrowald zu werden.
Zuerst mussten jedoch einige Vorkehrungen getroffen werden, damit der zukünftige Wald die perfekten Bedingungen hat. Gerade bei Mikrowäldern ist der Bodenaufbau sehr wichtig und aufwendiger. Daher eignet sich das Konzept grundsätzlich eher für kleine Flächen.

Zunächst musste die oberste (Humus) Erdschicht abgetragen und Wurzelreste entfernt werden. Darunter liegt der recht sandige, in tieferen Schichten lehmige, Unterboden.
Es wurden ca. 30 cm Erdreich abgetragen (welches natürlich an anderer Stelle im Garten weitergenutzt wird). In der Tiefe von 60 cm bis 150 cm wurde anschließend partiell ein Graben für eine Kiespackung ausgehoben. Dieser etwa acht Meter lange unterirdische, mit Schotter gefüllte Graben, dient als Retentionsanlage. Das heißt, hier fließt das Regenwasser vom Hoteldach hinein und kann langsam versickern und so von den Bäumen aufgenommen werden.

Zusätzlich zu der Retentionsanlage, die vorwiegend für starke Regenfälle vorhergesehen ist, ist im gesamten Mikrowald unterirdisch eine drucklose Tropfbewässerung verlegt worden. Der spezielle Perlschlauch dient dazu, dass die Wurzeln der Bäume direkt um ihn herum wachsen und optimal mit Wasser versorgt werden können. Dabei kann man alleine durch die Schwerkraft ganz einfach und drucklos — ganz ohne Gartenpumpe und Strom — wässern.

Als nächster Schritt folgte der Neuaufbau der wichtigen Substratschicht für die Bäume. Dabei kam ein etwas „fetterer”, nährstoffreicherer Boden zum Einsatz. Dieser wurde mit etwas Sand „abgemagert” und letztlich mit Stroh vermischt. Das Stroh sorgt dafür, dass der kompakte Boden luftdurchlässig und lockerer bleibt und dennoch Feuchtigkeit halten kann. Bei einem sandigen Boden zum Beispiel, fließt das Wasser einfach durch und geht somit verloren.

In dieser Schicht wurden nun alle Bäume eingepflanzt. Dabei handelte es sich zum einen Teil um heimische Arten und zum anderen Teil um Bäume, die auf zukünftige klimatische Bedingungen besonders gut angepasst sind. Insgesamt wurden die Bäume sehr dicht gepflanzt, was von der üblichen Aufforstungsmethode abweicht.
Dadurch entsteht jedoch eine besondere Herausforderung: Sehr viele Pflanzen müssen sich die vorhandenen Nährstoffe teilen. Daher kommt eine weitere Schicht aus Hackschnitzeln auf den Boden. Diese 10-15 cm hohe Schicht hat zwei sehr wichtige Funktionen. Zum einen verhindern die Hackschnitzel, dass zu viele andere Sträucher, Gräser oder Unkraut wachsen und zum anderen wirkt die Schicht extrem isolierend. Auch wenn es länger trocken und heiß ist, sorgt diese Schicht dafür, dass es darunter weiterhin feucht und kühler ist.

Auf diese Weise können sich auch besser Pilze mit ihrem Mycel verbreiten. Das Netzwerk aus Pilzmycelien spielt in der Natur eine ganz wichtige Rolle für den Nährstofftransport und deren Umwandlung. Im Wald sieht man davon meistens nur die Fruchtkörper, die wir als Pilze dann ernten können.

Nun ist der Großteil der Arbeit geschafft und der Mikrowald benötigt noch etwa 2-3 Jahre Pflege in Form von regelmäßigem Wässern und Zurückschneiden, bevor er völlig sich selbst überlassen werden kann.

Jetzt sehen wir unserem eigenen kleinen Hotelwald beim wachsen zu und freuen uns auf all die neuen Mitbewohner und positiven Aspekte, die er mit sich bringt!

Pflanzungen im Mikrowald

Roteiche, Stieleiche, Weisserle, Wildkirsche, Bergahorn, Edelkastanie, Esche, Robinie,
Rotbuche, Eberesche, Speierling, Europäische Lärche, Hybridlärche, Kalifornischer Mammutbaum, Zirbe,
Schwarzkiefer, Urweltmammutbaum, Flatterulme,Baumhasel, Echte Traubenkirsche, Amberbaum, Blasenesche, Elsbeere, Wildapfel, Bergkiefer
Verzicht auf Pionierbaumarten wie Birke und Weide.